Budgetdefizit - Abgabenquote - Verwaltungsreform
Und wofür brauchen wir überhaupt so viel Geld?!

(Dezember 2012)

Österreich geht es gut! Wir haben auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten und bei der Jugendarbeitslosigkeit die niedrigste überhaupt. Unser Modell "Lehrwerkstätten" (Jugendliche, die keine Lehrstelle finden, lernen dort einen Beruf und fallen nicht aus dem sozialen Netz) wird gerade nach halb Europa exportiert. Aber rechtfertigt das auch eine der höchsten Abgabenquoten bzw. ist diese der Preis dafür?

Tatsächlich bewegt sich Österreich permanent im Spitzenfeld mit Abgabenquoten zwischen 42,1% (2011) und 44,9% (2001), also ca. 43% im Durchschnitt. Dabei sind aber Konsumsteuern noch nicht berücksichtigt - diese einbezogen beträgt die durchschnittliche Abgabenbelastung 71,4%. Spitzenverdiener kommen da natürlich noch viel weiter hinauf!

Es geht uns aber trotzdem gut - die Österreicher haben vor, im Weihnachtgeschäft so viel auszugeben, wie nie zuvor. Also ist ohnehin alles perfekt - bis auf das Budgetdefizit, das es irgendwann einmal einzufangen gilt (aber auch hier bewegen wir uns eher am positiven Ende im EU-Vergleich).
Also wofür dann weitere geplante Sparpakete wie zum Beispiel unter dem Titel Gesundheitsreform und zusätzliche Belastungen wie das Parkpickerl in Wien?
Handlungsbedarf besteht allerdings in der Tat. Von den rund 3,5 Millionen Erwerbstätigen gelten 6,4% - das sind 224.000 Menschen - als Working Poor, sind also akut armutsgefährdet. Wir haben den zweithöchsten Eingangssteuersatz Europas, nämlich 36,5%! Nur Island liegt noch vor uns (37,2%), Schweden am dritten Platz hat nur mehr 31,6% und Norwegen fällt dann schon auf 28,0%. Der OECD-Schnitt liegt bei knapp 16%!

Laut Wirtschaftskammer beträgt der Bürokratieaufwand für Kleinunternehmer rund 3.600,- Euro pro Arbeitsplatz und Jahr und es gilt 5.700 Informations- und Meldepflichten jährlich einzuhalten. Erlauben Sie uns an dieser Stelle den Einschub, dass wir als Steuerberater meistens der Überbringer der neuen zusätzlichen Regulierungen und bürokratischen Mehrbelastung sein dürfen und unser Aufwand, Sie sicher und möglichst komfortabel durch den Dschungel zu begleiten, ebenfalls immer höher wird.

Wir Unternehmer zahlen 40% der Gesamtsteuern - und wir repräsentieren gerade einmal 18%! der Steuerpflichtigen. Im Ranking der attraktivsten Steuerstandorte liegt Österreich auf Platz 104 von 183 Staaten. Die Besteuerung von Unternehmensgewinnen liegt in Österreich bei 55,5% (Deutschland 48,2% und Schweiz 30,1%). Dennoch beherbergen wir über 300 Konzernzentralen in unserem kleinen Land und sind erst wieder kürzlich zum attraktivsten Standort für Manager gekürt worden.

Wie erfolgreich wären wir eigentlich erst, wenn man einmal eine ernsthafte Verwaltungs- und Steuerreform plant - und auch wirklich durchführt?!


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