Kapitalaufbringung Eigenkapital - oder Unternehmensfinanzierung durch Banken?!

(Juni 2005)

Die Passivseite der Bilanz zeigt die Kapitalstruktur eines Unternehmens. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Eigen- und Fremdkapital.
Während der Fremdkapitalgeber Zinsen lukriert und nur minimales Risiko trägt, sind die Merkmale des Eigenkapitals vor allem die erfolgsabhängige Vergütung und die Einflussnahme (oder zumindest Mitsprache) auf die (bei der) Geschäftsführung, aber eben auch die volle Haftung und das volle Risiko bei Verlusten.

Der Kapitalaufbringung kommt im Unternehmen naturgemäß zentrale Bedeutung zu. Ohne Kapital kann nicht investiert, eingekauft, produziert, usw. werden. Besonderes Augenmerk ist auch der Kapitalstruktur bzw. dem Eigenkapital zu widmen: Betriebswirtschaftlich gesehen stellt das Eigenkapital das notwendige Risikokapital (Wachstum, Verlustausgleich) dar; aber auch bei der Beurteilung durch die Banken (Stichwort Basel II) ist die Eigenkapitalquote die zentrale Kennzahl. Laut einer Untersuchung der "KMU Forschung Austria" betragen bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 0,5 Millionen Euro alleine die Bankschulden im Schnitt 70% des Gesamtkapitals.

Neben dieser klassischen Unterteilung haben sich zahlreiche Misch- und Sonderformen herausgebildet, z.B. Genussrechte (= verbriefter Genussschein), partiarische Darlehen, stille Beteiligungen (typisch und atypisch), Gesellschafterdarlehen, Eigenkapital ersetzende Gesellschafterkredite, Rangrücktritts- oder Besserungsvereinbarungen, u.v.m. Diese Formen vermengen Elemente sowohl der Eigen- als auch der Fremdfinanzierung und werden je nach Ausprägung der oben beschriebenen Merkmale unterschiedlich behandelt. Sie gestatten aber auch von Fall zu Fall die individuelle Gestaltung nach den jeweiligen, persönlichen Wünschen.

Es gibt also viele Möglichkeiten, wichtig sind jedoch die Beschäftigung mit diesem Thema und die aktive Gestaltung der Kapitalstruktur. Sprechen Sie uns diesbezüglich an!

In den letzten beiden Jahren häufen sich die Anzeichen, dass die Banken bei der Unternehmensfinanzierung zurückhaltender als früher agieren. Obwohl Basel II erst ab 2006 gilt, wird es für Kommerzkunden aller Größenordnungen immer schwieriger, auch bei ausreichender Besicherung neue Kredite zu bekommen oder auch nur die bestehende Kreditlinie aufrecht zu halten. Unternehmensneugründer erhalten Kredite in der Regel nur, wenn sie eine Sicherstellung in Höhe des beabsichtigten Kredites beibringen. Die Vorstände diverser Banken erklären bei den Bilanzpressekonferenzen stolz, dass sie es geschafft haben, den Kommerzkundenbereich plangemäß reduziert zu haben. Sie argumentieren damit, dass sie ausschließlich eine betriebswirtschaftliche Verpflichtung gegenüber ihren Aktionären haben und dass der Staat, wenn er volkswirtschaftliches Interesse am Überleben kleiner und mittlerer Unternehmer habe, für diese eben Finanzierungsmöglichkeiten bereitstellen müsste. Aus der Sicht der Banken ist es wohl verständlich, so zu argumentieren, die Auswirkung für die Kunden ist aber sehr problematisch, da es für KMUs zur Kapitalaufbringung über den Kapitalmarkt keine ernstzunehmenden Alternativen gibt. Das Ungute daran ist, dass wir zur Zeit ohnedies die höchste Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit haben und das Gros der österreichischen Dienstnehmer bei Kleinst- und Kleinunternehmern beschäftigt ist, die zwar nicht Basel II unterworfen sind, trotzdem aber in Zukunft kaum mehr Kredite erhalten werden. Dieses Szenario kann für die betroffenen Unternehmen und den Arbeitsmarkt eine echte Herausforderung bedeuten. Was können nun die Unternehmen tun, um dennoch zu Bankfinanzierungen zu gelangen?
Zum Einen ist es wichtig, sich eventuell noch nach einer Bank umzusehen, die die Bonitätsprüfung nicht so prohibitiv durchführt wie die meisten Großbanken. Zum zweiten ist es aber genauso wichtig, bilanzpolitische Maßnahmen zur Verbesserung jener Kennzahlen zu setzen, die für die Banken am wichtigsten sind. Das sind die Eigenkapitalquote und der Cashflow. Letzterer wird durch Bilanzpolitik nur in eingeschränktem Maße beeinflussbar sein, es sei denn, es wären bisher zu viele Einnahmen nur "außerbücherlich" gelaufen oder es wären bisher Ausgaben erfasst worden, die nicht so ganz betrieblich sind. Bei einer Änderung der diesbezüglichen Gepflogenheiten kann der Cashflow durchaus wieder steigen. Ansonsten liegt das bilanzpolitische Augenmerk eher auf der Eigenkapitalquote. Hier heißt das Gebot der Stunde Reduktion von Fremdkapital, damit der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital gesteigert werden kann. Dazu bieten sich Maßnahmen wie Kapitalerhöhungen, Umwandlung von Gesellschafterdarlehen in Kapitalrücklagen, Ersatz von Krediten durch Leasingverträge, Sale und Lease Back-Aktionen, Auslagerungen von Abfertigungs- und Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz und Ähnliches an.
Wie gesagt: Sprechen Sie mit uns darüber!


       Zurück