"Verstehe einer die Banken" ... wir versuchen es - und geben Ihnen dieses Wissen weiter!

(September 2003)

In den Sommermonaten kamen viele von uns nicht nur durch die hohen Temperaturen, die in den meisten Büros herrschten, so richtig in?s Schwitzen, sondern auch durch unerwartete Verhaltensweisen, Fragen und neue Anforderungen seitens Ihrer Hausbanken.
Diese haben massiv auf rasche Übergabe von Jahresabschlüssen, Steuererklärungen, Steuerbescheiden, aktuellen Saldenlisten und dergleichen gedrängt. Hatte man diese dann vorgelegt, kam es eventuell zu einer Erhöhung der Zinsen, obwohl doch jedermann weiß, dass das Zinsniveau sinkt! Von den Banken wurden bei zusätzlichen Kreditwünschen plötzlich Planungsziffern verlangt. Langjährige Bankkunden konnten ihre Kontokorrentrahmen nicht mehr überziehen. Unnötig zu erwähnen, dass dadurch gerade bei den doppelten Gehältern im Juni und bei den Steuerzahlungen Mitte August Liquiditätsengpässe eintraten, die den Unternehmern die Schweißperlen auf die Stirn trieben. Es scheint, als ob sich die Banken oder zumindest die Rahmenbedingungen geändert hätten. Liegt das an Basel II? Mag mich mein Betreuer nicht mehr, hat er das Vertrauen in meine Kompetenz verloren?
Auf den Punkt gebracht lauten die Antworten:
1. Basel II steht vor der Tür und wirft seine Schatten voraus, auch auf kleine und mittelständische Unternehmen, die aufgrund ihrer Größenordnung gar nicht den Regeln von Basel II unterworfen wären, da Ihr Kreditvolumen unter 1 Mio. EUR liegt.
2. Die Banken haben nämlich, aufgrund geänderter interner Vorschriften strengere Kriterien bei der Beurteilung und der laufenden Betreuung ihrer Kunden zu beachten, die für alle, unabhängig von ihrer Größe, Gültigkeit haben. Wenden wir uns einmal diesen Kriterien zu, die wohl die Mehrheit von uns betreffen:
Unternehmen, die investieren wollen, sei es erstmalig oder auch im Zuge einer Erweiterung des laufenden Geschäftes, müssen einen sog. Business Plan vorlegen, der verbal und ziffernmäßig die Erwartungen und Strategien des Unternehmens darlegt. Wesentlicher Teil desselben ist eine mehrjährige Planrechnung, die u.a. darzutun hat, mit welchen Erträgen und Kosten das Unternehmen rechnet, wie hoch der erwirtschaftete Liquiditätsüberschuss sein wird, innerhalb welchen Zeitraumes die Investitionen sich amortisieren werden oder etwa, wie hoch der Mindestumsatz sein muss, um die geplanten Ausgaben auch bezahlen zu können.
Sämtliche Unternehmen, die bei einem Bankinstitut einen Kredit beansprucht haben, sind lt. Kreditvertrag oder lt. Geschäftsbedingungen dazu verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse und Steuererklärungen jährlich vorzulegen, um dem Institut die Möglichkeit zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation des Kreditnehmers zu geben. Anhand der vorgelegten Zahlen erfolgt eine jährliche Beurteilung der Bonität des Kunden (Rating) hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Kriterien (hard facts) und hinsichtlich anderer Rahmenbedingungen des Unternehmens, wie etwa Organisationsstruktur, Know-How, Marktstellung, etc. (soft facts). Vom jeweiligen Rating hängt die Gestaltung der Konditionen, aber auch die Beurteilung ab, ob die der Bank gewährten Sicherheiten als ausreichend angesehen werden. Im Extremfall kann eine negative Beurteilung auch dazu führen, dass die Kredite fällig gestellt werden.
Größere Banken verfolgen nunmehr strikt die Politik, interne Überziehungen blanko, also ohne Sicherstellung, nicht mehr zu tolerieren. Die Unternehmen werden, nachdem sie infolge der Einschränkung der Überziehungstoleranz nicht mehr imstande sind, laufend ihren Verpflichtungen nachzukommen, gerne den Restrukturierungs- oder Sanierungsabteilungen zur weiteren Betreuung zugewiesen, wo u.a. geprüft wird, ob, bzw. welche Maßnahmen zur Sanierung des Unternehmens gesetzt werden können, aber auch welche weiteren Sicherheiten seitens des Unternehmens beigebracht werden können.
Wie kann man sich nun verhalten, um als Kunde weiterhin optimale Bedingungen bei der Bank vorzufinden? Als Hilfe haben wir einen beispielhaften Katalog an Maßnahmen zusammengestellt, bei dessen Umsetzung wir Ihnen gerne helfen:

• Erstellung eines Cash-Planes
• Optimierung des Mahnwesens
• Finanzierung über mehrere Bankinstitute;
• Wechsel zu einem kleineren Institut, das (noch) keine verschärften Kreditbeurteilungskriterien hat;
• Finanzierung über Leasing;
• Änderung der Entnahmepraxis;
• Einlagen;
• Raschest mögliche Erstellung und Übergabe der Jahresabschlussunterlagen;
• Intensive Bilanzgespräche mit dem Bankbetreuer, bei denen die hard facts erläutert und die positiven soft facts besonders herausgestrichen werden;
• Laufende Information des Betreuers über Geschehnisse im Unternehmen;
• Erstellung von Budgetrechnungen, die in einem laufenden Prozess den Ist-Daten gegenübergestellt werden, wodurch rasche Reaktionen auf Abweichungen möglich werden;
• Setzen von bilanzpolitischen Maßnahmen, um die Ratingkriterien optimal erfüllen zu können.


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