Wer kassiert die hohen Stundensätze?! Lohnnebenkosten und sonstige Faktoren einer “richtigen” Stundensatzkalkulation!

(März 2003)

Wie viel kostet mich eine zusätzliche Arbeitskraft? Wie hoch sind die Nebenspesen? Wieso ist mein Lohn so gering, wenn mein Chef für eine Stunde 50,- Euro verrechnet? Häufig gestellte Fragen, deren Wichtigkeit nicht extra betont werden muss und wo es immer wieder zu Missverständnissen kommt. Nachstehende Zeilen sollen Licht ins Dunkel bringen:

Rein auf finanzieller Basis betrachtet betragen die Personalnebenspesen (Krankenkasse, MVK, Kommunalsteuer, Dienstgeberbeitrag, etc.), die der Dienstgeber tragen muss, rund
30 % der Bruttobezüge, wobei dieser Wert im Extremfall auf rd. 37 % ansteigen kann. Ein ganz schöner Brocken, überhaupt wenn man bedenkt, dass dem Dienstnehmer nochmals rd. 18 % (ohne Lohnsteuer!) abgeknöpft werden.

Noch viel dramatischer sieht die Sache aus, wenn man die kalkulatorischen Personalkosten auf Basis der tatsächlich erbrachten Arbeitsstunden betrachtet: Diesfalls belaufen sich die Nebenkosten auf rd. 94 –105 %, bei Lehrlingen gar bis zu 146 % (Werte 1.1.2002)! In dieser Kalkulation sind die bezahlten, aber arbeitsfreien Stunden (Sonderzahlungen, Feiertage, Urlaub, Krankenstand, Berufsschule, sonstige Fehlzeiten, etc.) eingerechnet. Dies bedeutet, dass sich ein Arbeiter mit einem Stundenlohn von EUR 10,- mit rd. EUR 20,- an Selbstkosten zu Buche schlägt. Da der Unternehmer aber ja neben den Materialkosten auch noch alle anderen Kosten (von der Miete über die Verwaltung und den Vertrieb bis zu den Bankzinsen und -spesen) "unterbringen" und darüber hinaus auch noch Gewinn machen muss (um Investitionen tätigen zu können und schließlich auch seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten und Einkommensteuer zahlen muss), ergeben sich dann die in der Presse mitunter heftig kritisierten Stundensätze.

In weiterer Folge führt dies u.a. dazu, dass z.B. der Elektriker mehrere Stunden arbeiten muss (Seine EUR 10,- brutto sind ja netto auch viel weniger!), damit er sich eine Installateurstunde leisten kann. Verrückt, aber systemimmanent.

Verständlich, dass unter diesen Bedingungen Unternehmen Ausschau halten, wo die Personalkosten geringer sind, und der Verbraucher sich billigere Quellen sucht. Allein, der Wirtschaft insgesamt hilft dies nicht wirklich. Ebenso verständlich, dass man zwar selbst viel verdienen und möglichst billig einkaufen will (wer nicht ?). Dies ähnelt aber (gesamtwirtschaftlich betrachtet) der Suche nach der Quadratur des Kreises. Gegenseitiges Verständnis und das jeweilige Hineindenken in die Sicht des anderen sind aber wahrscheinlich ein erster guter Ansatz.


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