Mediation - eine Chance zur Konfliktlösung

(Mai 2019)

Jeder von uns ist bereits im Laufe seines Berufslebens mit Konflikten, die für die Beteiligten Personen eine physische und psychische Belastung dargestellt haben, konfrontiert worden. Wie wurde mit diesen Konflikten umgegangen? Wie wurden sie gelöst?

Es ist erstaunlich, dass Fortschritt im Alltag häufig mit technischem oder auch mit medizinischem Fortschritt assoziiert wird, selten aber mit sozialem Fortschritt. Es werden die schnellsten Computer verwendet, es werden die neuesten Medikamente verschrieben, nur Konflikte werden immer noch in althergebrachter Weise (nicht) gelöst. Sie werden negiert, obwohl sie bereits eine große Belastung darstellen oder es wird nach dem immer gleichen Verhaltensmuster oft jahrelang darauf losgestritten oder man trifft sich vor Gericht.

Einen Fortschritt in der Konfliktlösung stellt ohne Zweifel das Verfahren der Mediation dar. Mediation ist eine neue, kooperative Konfliktlösungsmethode nach international anerkannten Regeln, bei der eine neutrale dritte Person, die als Mediator bezeichnet wird, die Parteien bei der Streitbeilegung unterstützt.

Wirtschaftsmediation fokussiert auf Konflikte im wirtschaftlichen Umfeld. Beispielsweise sei angeführt:

  • Konflikte mit Mitarbeitern, Teams, Abteilungen
  • Konflikte mit Patienten, Lieferanten
  • Konflikte zwischen Gesellschaftern
  • Konflikte bei Unternehmensnachfolge oder -übergabe
  • Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
  • Konflikte in Familienunternehmen
  • Konflikte bei Umstrukturierungsprozessen, Übernahmen

  • Die neue Gruppenpraxisregelung, die eine Organisation nach dem Muster einer Offenen Gesellschaft vorsieht rückt gerade für die Ärzteschaft effiziente Konfliktlösungsmethoden in den Mittelpunkt. Die Gesellschafter einer Gruppenpraxis wären gut beraten in den Gesellschaftsvertrag aufzunehmen, dass bei eventuellen Streitigkeiten versucht werden soll, diese zuerst mit Mediation zu lösen, bevor zu Gericht gegangen wird.


    Was sind nun aber die Merkmale der Mediation und was sind die Vorteile?

    Ein wesentliches Element der Mediation ist das Prinzip der Freiwilligkeit. Es gibt keine "Zwangsmediation". Der Mediator wird sich zu Beginn und dann immer wieder überzeugen, dass die Teilnehmer aus eigenem Entschluss am Verfahren teilnehmen. Auch Ergebnisse kommen nur zustande, wenn sie von allen Teilnehmenden akzeptiert werden. Im Rahmen der Mediation wird keine der Parteien zu einem Verhalten oder zu einer Lösung gedrängt oder gar gezwungen. Auf die Einhaltung dieser Regel achtet der Mediator.

    Daraus ergeben sich schon die wesentlichen Vorteile gegenüber einem Gerichtsverfahren. Der Angeklagte ist vom Gesetz her zur Teilnahme gezwungen, aber auch der Kläger entledigt sich seiner Autonomie, da die Terminwahl, Dauer und Verlauf des Verfahrens, von dem wiederum die Kosten abhängen, und letztlich auch die Entscheidung an den Richter delegiert ist.

    Ein weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal liegt darin, dass Gerichtsverfahren vergangenheitsorientiert sind. Die Vergangenheit wird "aufgewärmt" und beurteilt. Gerade bei Wirtschaftskonflikten stellt sich jedoch eher die Frage nach der Zukunft. Die Mediation trachtet danach Wege zu finden, die Parteien aus den alten Konfliktmustern weg zu allgemein akzeptierten Lösungen zu bringen, die in die Zukunft führen.

    Durch das Verfahren der Mediation wird das kreative Potential der Teilnehmer gefördert und geistige Synergieeffekte genutzt, so dass es zu sogenannten "Win-Win Lösungen" kommt, die den Vorteil haben, dass keiner der Teilnehmer sein Gesicht verliert, und die Zusammenarbeit, aber auch der Weiterbestand der Geschäftsverbindung in der Zukunft, möglich ist.

    An dieser Stelle soll auch die Rolle des Mediators klargestellt werden. Er ist weder Schiedsrichter noch Vermittler in der umgangssprachlichen Bedeutung des Wortes, sondern ein Wegbegleiter. Er steuert auf der Grundlage seiner Ausbildung und Erfahrung den Kommunikationsprozess zwischen den Teilnehmern. Jene Kommunikationsmuster die in der Vergangenheit nicht mehr funktioniert haben, in denen der Konflikt einbetoniert war, werden vom Mediator durchbrochen, indem die Kommunikation über ihn geführt wird. Er begleitet die Konfliktparteien durch die Phasen der Mediation in denen vorerst die Regeln des Verfahrens besprochen werden. In weiterer Folge wird die Möglichkeiten geboten , dass jeder seine Sicht der Dinge darstellen kann, aus denen ein gemeinsames Verständnis entwickelt wird . Breiten Raum nimmt dann meist die Bearbeitung der Konfliktfelder und die Suche nach den Motiven und Interessen ein, die hinter den Positionen stehen. Schließlich wird gemeinsam nach Lösungsoptionen gesucht, wobei der Mediator durch geeignete Methoden versucht ein möglichst breites phantasievolles Spektrum zu eröffnen. Die Lösungsoptionen selbst stammen aber aus den Köpfen der Konfliktparteien. In dieser Phase ist es oft notwendig die rechtliche Realität durch Experten also z.B. Rechtsanwälte in das Verfahren einzubinden. Erfolgt eine Einigung zwischen den (ehemaligen) Konfliktparteien auf eine Lösung, die oft aus den unterschiedlichsten Teillösungen zusammengesetzt ist, findet eine letzte Überprüfung auf deren Haltbarkeit in der Realität statt, und das Mediationsverfahren ist abgeschlossen, oder es geht die Suche weiter.

    Auch wenn vielleicht aufgrund einer sehr verkürzten Schilderung das Mediationsverfahren einfach aussieht stellt es große Anforderungen an den Mediator hinsichtlich seiner erlernten und emotionalen Kompetenz. Aber auch die teilnehmenden Parteien zeigen durch ihren Entschluss zur Teilnahme soziale Reife und Mut zur Selbstbestimmung.

    Wenn auch in den obigen Ausführungen immer wieder der Vorteil zu gerichtsanhängigen Verfahren herausgearbeitet wurde sei betont, dass die Methodik der Mediation auf Konflikte jeder Art angewendet werden kann, also selbstverständlich auch auf Konflikte, die nie gerichtsanhängig werden würden, beispielsweise also Konflikte zwischen Mitarbeitern, Abteilungen oder Gesellschaftern eines Unternehmens. Gerade diese Konflikte, die nicht einmal lautstark ausgetragen werden müssen, sondern schwelen, binden Energie, führen oft zu innerer Kündigung und kosten nicht zuletzt eine Unmenge an Geld.

    Die Schaffung einer tragfähigen Konfliktkultur in einem Unternehmen, einem Krankenhaus, einer Abteilung ist keine soziale Schwärmerei, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Es ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben Konflikte zu erkennen und einer tragfähigen Lösung zuzuführen. Appelle wie, "reißen Sie sich doch zusammen", " sind wir doch alle vernünftig" werden keinen Erfolg bringen.

    Ein weiterer Anwendungsbereich der Methodik der Mediation liegt auch in der Prävention. So wäre es potentiellen Gründern beispielsweise einer Gruppenpraxis zu empfehlen, in Form einer "Prozessbegleitung" (wobei Prozess im Sinne von Vorgang, Ablauf zu verstehen ist) mögliche Konfliktpotentiale auszuloten.

    Aber auch nicht akzeptierte Umorganisationen, Fusionen oder Ähnliches schaffen Orientierungs- und Ratlosigkeit sowie Angst, und können somit als Brutstätte von Konflikten bezeichnet werden. Was nützen die Synergieeffekte auf dem Papier, wenn ganze Abteilungen Dienst nach Vorschrift machen und so die erwarteten Kostenvorteile nicht realisiert werden.


    Wir sind gerne bereit, vorweg Gespräche zu führen in denen genauere Auskünfte gegeben werden können und abgeklärt werden kann, ob die Voraussetzungen für ein Mediationsverfahren vorliegen.


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